Zumindest hat der jetzige Eigentümer, im Namen eines Kaufinteressenten, eine Bauvoranfrage gestellt. Der potentielle Käufer plant den Abriss und Neubau des Hauses. Er möchte dort mit seiner Familie wohnen und sein Gewerbe als Instrumentenbauer betreiben.
Auch wenn der Begriff „Gutshaus“ beim gegenwärtigen Anblick etwas übertrieben scheint, das Haus war bis 1945 Wohn- und Arbeitssitz der jeweiligen Pächter des Hofes Brodhagen. Mit der Reformation 1552 gelangte Brodhagen, dessen Gründung auf 1311 datiert wird, in den unmittelbaren Verfügungsbesitz (Domanium, Hausgüter) der Mecklenburgischen Herzöge. Während die Bauern im Dorf Brodhagen mit der Erbverpachtung ab 1871 die Eigentumsrechte an ihren Höfen erhielten, blieb der Hof bis zur Abschaffung der Monarchie in Deutschland im Jahr 1918 in herzoglichem Besitz.
Nach 1918 war das Gut Brodhagen Besitz des Landes Mecklenburg, mit all seinen wechselnden Bezeichnungen, und wurde als „Landesdomäne“ bezeichnet. Mit der Auflösung des Landes Mecklenburg im Jahr 1952 ging das Gutshaus in das „Eigentum des Volkes“ (EdV) über und die Gemeinde bekam die Rechtsträgerschaft des Gutshauses. Mit der Aufsiedelung des Gutes durch die Bodenreform 1946 wurde der Gutshof nicht mehr als wirtschaftliche Einheit bewirtschaftet. Das Gutshaus wurde als Wohnstätte für Landarbeiter genutzt. Ende der 1980er Jahre wurde das Gutshaus grundlegend modernisiert.
Bei der Privatisierung des EdV in den 1990er Jahren stritten sich Gemeinde und das neugegründete Land Mecklenburg-Vorpommern (M-V) um den Besitz des Gutshauses. Diese Zeit der Rechtsunsicherheit führte zum Leerstand des Gebäudes seit nunmehr rund 20 Jahren. 1998 bekam das Land M-V die Eigentumsrechte letztinstanzlich zugesprochen und verkaufte die Immobilie. Der Käufer mauerte dann irgendwann die Fenster zu und beseitigte 2013 den Wildwuchs auf dem Grundstück. Ansonsten wartet er wohl auf eine Explosion der Grundstückspreise in Brodhagen, denn zum Verkauf steht das Anwesen schon seit über 10 Jahren. Kaufinteressenten gab es in dieser Zeit reichlich. Abschreckend waren die Preisvorstellungen des Eigentümers.
Vielleicht werden sich Eigentümer und Kaufinteressent nun handelseinig und Brodhagen bekommt ein neues Kleinod.
Ulf Lübs
Mehr zur Geschichte der Domäne Brodhagen unter: www.gemeindechronik-reddelich.de