In den Medien werden derzeit Planspiele zu Gemeindefusionen kommuniziert. Reddelich hat in diesem Jahr, wie alle anderen Gemeinden auch, der Landesregierung seine Eigenständigkeit erklärt und nachgewiesen. Das gilt zwar nicht für alle Zeiten, ich sehe aber keinen Grund, in den nächsten Jahren daran etwas zu ändern. Das ist die offizielle Position unserer Gemeinde zu dem Thema. Nachfolgendes sind persönliche Gedanken von mir.
Nienhagen und Admannshagen-Bargeshagen haben, gemeinsam mit der Gemeinde Elmenhorst aus dem Amt Warnow-West, Beschlüsse gefasst, die Bürgermeister zu autorisieren, Gespräche über eine gemeinsame Fusion zu führen. Damit entstünde eine Gemeinde, die groß genug für eine eigene Verwaltung wäre. Als Grund für die Planspiele werden Befürchtungen über eine Eingemeindung in Rostock, eine größere Wirtschaftskraft und Synergieeffekte bei der Bewirtschaftung der Gemeinde genannt. Aber auch eine Unzufriedenheit mit der jetzigen Verwaltung spielen dabei eine Rolle.
Wenn Nienhagen und Admannshagen-Bargeshagen die Amtsgemeinschaft Bad Doberan-Land verlassen, hat dies auch gravierende Auswirkungen auf unsere Gemeinde. Das Amt würde damit zu klein werden um zukunftsfähig zu sein. Das werden die verbleibenden sieben Amtsgemeinden nicht einfach so hinnehmen.
In gewisser Weise kann ich die Planspiele sogar nachvollziehen. Bürgermeister und Gemeindevertretungen sehe ich sogar in der Pflicht, über die Zukunft ihrer Kommunen nachzudenken. Dazu gehört auch, Möglichkeiten auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. Auch ich schaue gerne weit in die Zukunft der politischen Landschaft. Mein Blick über den Tellerrand zeigt, dass die derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse, gerade auf dem Gebiet der kommunalen Verwaltung, alles andere als optimal sind.
Was ich grundsätzlich nicht habe, ist Angst vor Rostock. Da bin ich ehrlich mit mir: Selbst Reddelich profitiert von der Nähe der Großstadt. Eine Fusion unser beiden Kommunen hätte schon was. Mit solch einer Wirtschaftskraft im Rücken ließe sich vieles umsetzen, an das wir heute nicht einmal zu denken wagen. Ein starker Ortsbeirat und gute Beitrittsverhandlungen könnten da vieles bewirken. Ich habe auch noch nie davon gehört, dass Orte wie Dierkow, Biestow, Schutow, Evershagen oder Warnemünde ihre Eigenständigkeit zurück haben möchten.
Alleine wenn ich an die Kreisfreiheit von Rostock denke … Dass ich den Landkreis für obsolet halte, weiß jeder, der meine politischen Ansichten kennt – auch der Landrat. Die räumliche Trennung zwischen Reddelich und der Hansestadt ist natürlich zu groß für Fusionsträume. Da wird es noch ein paar Jährchen dauern um ernsthaft darüber nachzudenken. Wenn ich mir allerdings die räumliche Entwicklung anderer Großstädte anschaue … Eine Prognose, wie der Großraum Rostock in 50 Jahren aussehen wird, ist sehr schwer zu erstellen.
Nun zurück zur Gegenwart und Realität. Zum Amt Bad Doberan-Land sehe ich auf absehbarer Zeit keine bessere Alternative. Es ist, bei allen Unzulänglichkeiten, keine schlechte Verwaltung. Alle amtsangehörigen Gemeinden sind gut beraten, ihre Kraft in die Verbesserung der bestehenden Verwaltung zu stecken. Genau dies passiert derzeit. Das Amt Bad Doberan-Land steht vor den größten Erneuerungen und Modernisierungen seit Bestehen. Diese Reformen brauchen nun auch die Zeit für die Umsetzung und zur Entfaltung ihrer Wirkungen.
Um Synergien zu erzielen sind nicht zwangsläufig Fusionen notwendig. Das Potenzial an Kooperationen der amtsangehörigen Gemeinden ist noch längst nicht ausgeschöpft. Einen Amtsbauhof gibt es bereits. Dieser hat derzeit Betriebshöfe in Retschow und Reddelich. Es würden deutliche Effizienzsteigerungen möglich werden, sollten sich noch mehr Gemeinden entschließen, das Angebot anzunehmen. Auch der Begriff „Amtsfeuerwehr“ sollte nicht zum Unwort erklärt werden. Sachlich Vor- und Nachteile abzuwägen ist kein Affront zu den ehrenamtlichen Leistungen der Feuerwehren in den Gemeinden. So ließen sich noch viel Beispiele anführen.
Eine Gemeindefusion kann eine Gemeindevertretung natürlich nicht gegen eine Mehrheit der Gemeindemitglieder durchziehen. Von daher ist der Zeitpunkt von Nienhagen und Admannshagen-Bargeshagen für eine solche Diskussion gut gewählt. 2019 stehen Kommunalwahlen an. Die Einwohner der betreffenden Gemeinden haben dann die Chance, die Pläne an der Wahlurne zu entscheiden. So funktioniert Demokratie. Das gibt mir die Zuversicht, dass der Gemeinde Reddelich keine unlösbaren Probleme durch Ausscheiden der zwei größten Gemeinden aus der Amtsgemeinschaft erwachsen.
Mit den besten Wünschen für ein beschauliches Weihnachtsfest
Ihr Bürgermeister
Ulf Lübs