Der Juli 2015 liegt nun in den letzten Zügen. Dass sein Ende auch der Anfang des Novembers sein könnte, ist eigentlich schon ärgerlich genug. Zur Versuchung die Weihnachtsutensilien hervorzukramen, kommt noch die Gewissheit, dass kaum etwas so beständig ist, wie das irrationale Verhalten einiger Mitmenschen.
So ärgerten sich Einwohner über Müllverklappung im Kellerswald an der Zufahrtsstraße nach Brodhagen. Das Forstamt, die dort zuständige Behörde, informiert dazu, dass an den Durchfahrtsperren blaue Müllsäcke durch Mitarbeiter zur Abholung abgestellt werden, die mit der Reinigung der Waldwege beauftragt wurden. Illegal durch Sperrmüll ergänzt werden diese durch eigenartige Zeitgenossen. So wie es Millionärsgattinnen gibt, die sich beim Ladendiebstahl ertappen lassen, brauchen wohl auch die Müllverklapper den Kick. Rational ist deren Verhalten jedenfalls nicht zu erklären.
Dass es nicht jeder Grundstückseigentümer mit seiner Verkehrssicherungspflicht so genau nimmt, erleben gerade die Nachbarn des Gebäudes im „Blauhausstil“ an der Reddelicher B 105. Was früher schon mal eine Pizzeria war, verfällt nun zusehends. Dabei verteilt der Wind Erosionsgut munter in der Nachbarschaft. Noch ist niemand zu Schaden gekommen … Das Ordnungsamt hat die Eigentümer angeschrieben und Sicherungsmaßnahmen angemahnt. Mehr kann die Gemeinde erst einmal nicht tun.
Als Ärgernis sehe ich auch die Jungs, die regelmäßig mit ihren Crossmaschinen ohne Straßenzulassung durchs Dorf „brettern“. Hunde, Katzen und Kinder, die es nicht rechtzeitig von der Straße schaffen, bekommen da schnell Probleme. Zu deren Glück machen die Motorräder auch noch ordentlich Krach. Bislang ist noch nichts passiert. Ich fürchte jedoch, dass ist eher dem Zufall geschuldet und nicht dem fahrerischen Können der „Helden“, deren Ikognito im Schadensfall sicher schnell gelüftet sein dürfte. Den Eltern sei eine gute Familienschutzversicherung gewünscht. Beispiele, in denen der Junior durch Verursachung von Personenschäden die ganze Familie auf Jahre finanziell ruiniert hat gibt es zuhauf.
Auf der letzten Gemeindevertretersitzung musste ich die Ausweitung dieses Ärgernisses auch auf Brodhagen konstatieren. Weil dort auch PKW-Fahrer – nach Aussage von Anwohnern – die Dorfstraße als Hochgeschwindigkeitsparcours für sich entdeckt haben, wurde ein Antrag beim Straßenverkehrsamt auf verkehrsberuhigende Maßnahmen gestellt.
Wer jetzt noch über Dauerbrenner nachdenkt, wie: renitente Hunde, die ihr Herrchen einfach nicht in den Griff bekommen, Veruntreuung von Steuergeldern durch Verschenken an fremde Länder durch geltungssüchtige Politiker, aufgedrückte Zwangsfreundschaften mit zweifelhaften Menschen, Nachbarn, die zu Unzeiten grillen, feiern oder Rasen mähen und Stare, die zu hunderten die Kirschbäume plündern, der braucht sich um seinen Adrenalinspiegel keine Sorgen machen.
Sollten wir nun zum Baseball-Schläger greifen oder zur Schrotflinte? Ich sage NEIN! Der Juli hatte auch sonnige Tage. Im Juli war es auch, wo Reddelicher sich und ihren Gästen ein schönes Dorffest gestalteten. Viele besuchten schöne Regionen und lernten neue, nette Menschen kennen. Ich will an dieser Stelle auch gar nicht das „Totschlagargument“ bemühen, das da lautet: 90 Prozent der Reddelicher und Brodhäger geht es deutlich besser als 90 Prozent der übrigen Weltbevölkerung. Warum sich also den Tag vermiesen lassen von all den kleinen und großen Ärgernissen des Alltags. Wie sagt der Optimist: »Keine Sache ist so schlecht, dass man ihr nicht auch etwas gutes abgewinnen kann.«
Ihr Bürgermeister
Ulf Lübs