2012-Kita-Abgänger

Kita-Abgänger 2012

Den Raducle-Artikel 2012 zur Verabschiedung unserer Angänger in die Schule schrieb Bärbel Höfer:

Vom Rohrspatzen zum ABC-Schützen
Bald ist es wieder für viele Kinder in unserem Land soweit: Der erste Schultag naht und die Aufregung rückt immer näher. Das gilt für die baldigen ABC-Schützen ebenso wie für deren Eltern, Großeltern und ihre Kindergärtnerinnen. Noch sind unsere Rohrspatzen wohlbehütet, spielen in gewohnter Umgebung und haben Freude bei der extra organisierten, direkten Schulvor-bereitung einmal in der Woche. Aber ihr könnt mir glauben, die Spannung steigt.

Der erste Schultag ist ein ganz besonderer Tag im Leben eines Kindes. Heute wird dieser Tag häufig noch sehr viel aufwendiger gefeiert als früher. Es gibt nicht nur die obligatorische Schultüte mit möglichst wenig Süßigkeiten und das Foto vom ersten Schultag, sondern auch Zeitungsanzeigen, viele Gäste, jede Menge Geschenke und eine zünftige Feier. Nun heißt es für alle Beteiligten:

Kindergartenzeit ade, jetzt lernst Du das ABC.
Stolz wirst Du den Ranzen tragen
und neugierig so manches fragen.
Rechnen und Lesen ist nicht schwer,
wir hoffen, die Schule gefällt Dir sehr.
Lass gratulieren Dir zum Schul-start,
glaub uns, das wird gar nicht so hart.

Die ersten Wochen in der Grundschule bringen für Kinder große Veränderungen – und für die Eltern! Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der nur gemeinsam wirklich gut zu meistern ist.

Zum erfolgreichen Start gehört, dass ein Kind neugierig und unbefangen auf die Schule zugeht. Deshalb ist es wichtig, was Sie Ihrem Kind vor der Einschulung von der Schule erzählen. Bangemachen gilt nicht! Sprüche wie: „Na warte mal, wenn du erst in die Schule gehst.“, oder auch nur: „Wie soll das erst in der Schule werden, wenn du noch
nicht mal beim Essen fünf Minuten still sitzen kannst!“, sind echte Bremsklötze.

Aber auch das Gegenteil schadet eher: Wenn Sie die Schule in den schönsten Farben schildern, wird diese Seifenblase bei den ersten Enttäuschungen zerplatzen. Ganz schnell das Lesen und Schreiben lernen? Gleich am ersten Tag neue Freunde finden? Von wegen!

Erzählen Sie ruhig, dass Schule manchmal schön ist und manchmal lästig, mal aufregend und mal langweilig – wie vieles andere im Leben auch.

Vielleicht helfen Ihnen als Eltern oder Großeltern folgende Überlegungen im Umgang mit den Veränderungen:
Eltern eines Schulkindes zu sein heißt auch, in manchen Dingen weniger Einfluss ausüben zu können. Für gewöhnlich lieben Schulanfänger ihre Lehrerin. Was sie sagt, wird gemacht – und zwar genau so, wie s i e es sagt. Es mag ja sein, dass Sie in der Lehrerin eine gouvernantenhafte Glucke sehen, aber besser Sie behalten das für sich. Denn den Antrieb zum Lernen bringt ein Kind zwar am ersten Schultag mit, doch ob die Lernfreude in Schwung bleibt, ist eng mit der Person der Lehrerin verbunden.

Mitreden können und sollen Sie deshalb trotzdem. Interesse, Anteilnahme und Unterstützung von Eltern sind in der Schule notwendig und erwünscht.

Eltern und Lehrer haben eine gemeinsame Aufgabe, die sie mit verteilten Rollen meistern. Eltern kennen ihr Kind besser als die Lehrer, aber die Lehrer verstehen mehr vom Lernen und Lehren als Eltern. Deshalb ist es

wichtig, dass Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer gut Zusammenarbeiten. Alle Eltern wollen, dass ihr Kind in der Schule gut ist. Manche meinen, das sei allein Aufgabe der Schule.

Viele fragen sich, ob und wie sie ihr Kind zu Hause unterstützen können -oder müssen: Durch Mithilfe bei den Hausaufgaben? Zusätzliche Lese- und Schreibübungen? Jetzt etwa schon Nachhilfestunden? Vielleicht ist etwas anderes viel wichtiger: Schulkinder
brauchen Eltern, die daran interessiert sind, was sie erlebt und erfahren haben und womit sie sich gerade beschäftigen. Wenn Sie es immer mal wieder schaffen, für eine kurze Zeit ganz da zu sein und zuzuhören, haben Sie viel für Ihr Kind getan.

Bärbel Höfer